Alltag und Identität _ Notizen aus Montréal   zuletzt   6   5   4   3   2   1 
Zählen von kanadischen Geldscheinen. Foto: Paul Morf Gronert
Muttersprache. [29.07.2005 pmg] Eine Frau erzählte von ihrem Mann, der - wenn ich mich richtig erinnere - eine slowakische Mutter und einen slowenischen Vater hat. Und - als wäre das nicht schön genug - in Argentinien aufgewachsen ist. Jetzt lebt er Montréal. Er spricht also Slowenisch, Slowakisch (was natürlich nicht das selbe ist), Spanisch, Englisch und Französisch. Was aber ist seine Muttersprache? Die Sprache seiner Mutter? Die Sprache, die er mit seiner Mutter spricht?
In dem Gespräch tauchte dann ein neues Kriterium auf, um die bevorzugte, die wichtigste Sprache solch interkultureller Menschen festzustellen: Wie zählen sie Geld? Klingt sehr einleuchtend. Dabei möchte man keinen Fehler machen, sonst würde man ja gar nicht erst zählen, man ist so auf das Zählen selbst konzentriert, das nun wirklich kein Platz mehr im Gehirn bleibt für sprachliche Variationen. Beim Geld hört der Spaß ja bekanntlich auf. Und ist nicht eigentlich auch der schnöde Mammon oder auch die Marie, die Mutter aller Dinge. Und die Geld(zähl)sprache damit eben sowieso die Muttersprache eines und einer jeden?
Der besagte Mann übrigens zählt die Münzen und Scheine der Währungen dieser Welt auf Spanisch.

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