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Zeitungen berichten über die neue Generalgouverneurin. Foto: Paul Morf Gronert
Generalgouverneurin. [09.08.2005 pmg] Es ist vielleicht ein bisschen so, als würde die Tochter eines Griechen, der Ende der sechziger Jahre vor der Militärdiktatur mit seiner Familie nach Deutschland geflohen war, Bundespräsidentin werden und ihre Vorgängerin im Amt würde, sagen wir mal, aus Vietnam stammen.
Ende der letzten Woche wurde bekannt, dass Michaëlle Jean die nächste Generalgouverneurin von Kanada wird. Die heute 48-jährige wurde in Haiti geboren und kam mit ihrer Familie auf der Flucht vor der Duvalier-Diktatur 1968 nach Kanada, bzw. genauer gesagt nach Québec, sicher nicht zuletzt weil hier wie auch auf Haiti Französisch gesprochen wird. Sie selbst beherrscht die haitianische Kreolsprache, Französisch, Englisch sowie Spanisch und Italienisch, das sie studiert hat. Sie arbeitet als Fernsehjournalistin beim staatlichen Rundfunk - genau wie zuvor ihre noch amtierenden Vorgängerin im Amt, Adrienne Clarkson. Clarkson ist eine chinesische Kanadierin und wurde in Hongkong geboren. Michaëlle Jean wird damit als Generalgouverneurin die dritte Frau in der Geschichte Kanadas in diesem Amt sein, die zweite Angehörige einer "sichtbaren Minderheit" und die erste Schwarze. Darüber hinaus ist sie die zweite ohne einen politischen oder militärische Hintergrund.

Kanada ist eine konstitutionelle Monarchie. Rechtlich ist die englische Königin das Staatsoberhaupt. Vertreten wird sie von einem Generalgouverneur oder einer Generalgouverneurin. Er oder sie wird häufig als das De-facto-Staatsoberhaupt gesehen. Die Queen ernennt eine Person, aktuell Michaëlle Jean, für das Amt auf Anraten des Premierministers, zurzeit Paul Martin, der im Endeffekt (heutzutage) persönlich das Staatsoberhaupt auswählt. Der Generalgouverneur wiederum ernennt den vom Parlament gewählten Premierminister und seit 1947 ist er - oder sie - auch Oberbefehlshaber des kanadischen Militärs. Ansonsten sind die Aufgaben vor allem repräsentativer Natur und durchaus mit denen des deutschen Bundespräsidenten vergleichbar.
Die scheidende Generalgouverneurin füllte das Amt vor allem durch zahlreiche öffentliche Auftritte mit neuem Leben und sorgte durch eine rege Reisetätigkeit für stärkere internationale Aufmerksamkeit aber auch für höhere Ausgaben ihres Büros. Und gerade das gewachsenen Budgets hat jetzt eine Diskussion darüber entfacht, ob man den Posten des Generalgouverneurs nicht gleich ganz streichen sollte. Der nächste Schritt wäre dann natürlich folgerichtig die Abschaffung der Monarchie in Kanada. Die Diskussion darüber mischt sich in Québec natürlich mit der Auseinandersetzung um eine Unabhängigkeit der Provinz. Obwohl hier natürlich die Zustimmung zu Michaëlle Jean als Quebecerin ziemlich groß. Am 27. September wird sie ihr Amt antreten.

-> Monarchy in Canada (Wikipedia, englisch)
-> Die offzielle Seite auf englisch: Governor General of Canada
... und auf französisch: Gouverneur Général du Canada

Überblick 4

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