Katastrophen. [02.09.2005 pmg] New Orleans oder La Nouvelle-Orléans, wie es hier heißt, gibt es seit dem schrecklichen Hurrikan mit dem schönen Namen Katrina eigentlich nicht mehr. Und während die mediale Öffentlichkeit regen Anteil am Schicksal der betroffenen Menschen nimmt, wundert sie sich gleichzeitig über die Bilder von verzweifelten Menschen, von Chaos und Plünderungen, die man sonst eher aus Entwicklungsländern kennt. Aber hier wird aus der größten Industrienation der Erde berichtet.
Doch fast genauso groß scheint die Katastrophe für die Autofahrer dieser Welt zu sein, glaubt man ihren Klagen über die plötzlich sprunghaft gestiegenen Benzinpreise. Zerstörte Ölbohrinseln im Golf von Mexiko führen Otto Normalfahrer seine Abhängigkeit von einem Rohstoff vor Augen, der früher oder später sowieso knapp und wirklich teuer werden wird. Im bundesdeutschen Wahlkampf fordern ausgerechnet die Parteien, die sonst so gerne alles dem freien Markt überlassen wollen, eine staatliche Intervention mittels der nationalen Ölreserven, um die Folgen zu mildern. Günstiges Benzin und scheinbar unbegrenzte individuelle Mobilität sind offenbar Quasi-Bügerrechte, die verteidigt werden müssen, wenn sich viele Menschen vor allem über ihr Autofahren definieren.
Hierbei scheint es kaum Unterschiede zwischen Deutschland und Kanada zu geben. Als ich vor zwei Monaten hier ankam, beobachtete ich, dass die an den Tankstellen angezeigten Preise für einen Liter Normalbenzin häufig innerhalb eines Tages um mehrere Cents schwankten, etwa zwischen 89 und 96 Cent. Einige Tage später war die Empörung groß, als erstmals die psychologische Grenze von 1,00 kanadischem Dollar nach oben durchbrochen wurde. Wie groß der Schock für die Montrealer Autofahrer war, kann man auch daran erkennen, dass viele Tankstellen zunächst gar keine Möglichkeit hatten, eine weitere Ziffer an den Preisanzeigetafeln anzubringen. Inzwischen müssen über 1,30 Dollar gezahlt werden, die Preise entsprechen zahlenmäßig ungefähr denen in Deutschland, nur dass ein kanadischer Dollar etwa ein Drittel weniger wert ist als ein Euro.
Verschiedene Forscher haben herausgefunden, dass sowohl die Dauer als auch die Windgeschwindigkeit von Hurrikans in den letzten fünfzig Jahren um etwa die Hälfte zugenommen haben. Gleichzeitig stellten er fest, dass die Durchschnittstemperaturen an der Oberfläche der tropischen Meere steigen, was als Ursache für die stärkeren Hurrikans gesehen wird. Sie gehen davon aus, dass die Häufigkeit der Wirbelstürme zunehmen wird. Ob Katrina ein Ergebnis des Klimawandels ist, lässt sich nicht eindeutig belegen. Wohl aber, dass es eine Veränderung des Klimas gibt und wodurch sie ausgelöst wird. Unter anderem durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe, wie Öl zum Beispiel. Und so scheint es wie eine merkwürdig-konsequente Ironie, dass in den vom Hurrikan betroffenen Gebieten im Süden der USA vielerorts kein Benzin mehr zu kaufen ist.
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