Alltag und Identität _ Notizen aus Montréal   zuletzt   6   5   4   3   2   1 
Tischwasser. [10.10.2005 pmg] Zeit für ein Lob, Zeit für die elementaren Dinge des Lebens. Wasser zum Beispiel.

Plastikkanne und Glas mit Leitungswasser auf dem Tisch eines Gartenlokals. Foto: Paul Morf Gronert

In Montrealer Gaststätten ist es eine Selbstverständlichkeit zu einer anderen Bestellung zusätzlich um Wasser zu bitten. Täte man das in Deutschland, bekäme man ein teures Mineralwasser gebracht, es sei denn, man verwendete ausdrücklich das Wort 'Leitungswasser'. Doch genau das tun inzwischen allmählich doch immer mehr Menschen. Sie bringen den Mut auf, in deutschen Cafés und Restaurants nach Leitungswasser zu fragen, ohne zu wissen, welche Reaktion sie damit bei der Bedienung riskieren. Nur allzu oft wurde ein solchen Ansinnen in der Vergangenheit mit Unverständnis, Missgunst oder Schweigen quittiert. Da hat diese sympathische nordamerikanische Metropole eine überzeugende Vorreiterposition übernommen.

Hier wird dem Gast häufig sogar ungefragt ein Glas oder bei mehreren Personen auch gleich eine Karaffe mit Wasser auf den Tisch gestellt. Im Sommer gerne auch mit viel Eis, das nicht jedermanns Sache ist. Genauso wie der Geschmack des Wassers, das leider nicht so köstlich ist wie das in Berlin, häufig ist ein leichter Chlorgeschmack nicht zu leugnen. Aber es ist gut trinkbar und eine tolle Geste, erstmal ein Glas Wasser zu bekommen.

Natürlich freuen sich auch die hiesigen Gastronomen, wenn man zum Essen noch ein anderes (ein kostenpflichtiges) Getränk bestellt, aber man muss es nicht. Und nicht selten gehört zum aufmerksamen Service auch ein Nachschenken des Tischwassers. Schön. Prost.

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