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Schild zur UN-Klimakonferenz in Montréal. Foto: Paul Morf Gronert
Klimakonferenz. [03.12.2005 pmg] An diesem Wochenende ist Halbzeit. Seit Montag und noch bis Ende der kommende Woche findet in Montreal die UN-Konferenz zum Klimawandel statt. Genau genommen handelt es sich um das elfte Treffen der Rahmenkonvention zur Klimaänderung der Vereinten Nationen (UNFCCC). Seit der Weltausstellung 1967 gab es kein größeres internationales, nicht sportliches Ereignis in der Stadt.

Ein Demozug mit Fahne und Sarg im Sonnenlicht. Foto: Paul Morf Gronert

Etwa 10.000 Deligierte aus nahezu allen Staaten der Erde beraten im Palais des Congrès in der Montrealer Innenstadt darüber, wie das vor acht Jahren im japanischen Kyoto beschlossene Protokoll im Einzelnen umgesetzt werden soll. Die darin festgelegten Reduzierungen der so genannten Treibhausgase gelten für den Zeitraum 2008 bis 2012 und betreffen die Industriestaaten. Doch wie geht es danach weiter und welchen Beitrag leisten die so genannten Schwellen- und Entwicklungsländer, um die globale Erwärmung wenigstens in kontrollierbaren Grenzen zu halten? Wie kann wirtschaftliche Entwicklung erfolgen, ohne dass immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen wird?

Trommler heizen ein. Foto: Paul Morf Gronert

Wie aus Delegationskreisen verlautete (so einen Satz wollte ich schon immer mal schreiben ;-), ist zurzeit mit einem großem Durchbruch nicht zu rechnen. Insbesondere die USA als einer der größten Verursacher von Treibhausgasen zeigen sich äußerst unnachgiebig. Auf der anderen Seite fordert die Vereinigung kleiner Inselstaaten (Alliance of Small Island States, AOSIS) am nachdrücklichsten Maßnahmen zum Klimaschutz. Die Erwärmung der Erdatmosphäre bringt kontinentale Eismassen zum Schmelzen und das Wasser der Weltmeere dehnt sich thermisch bedingt aus. Beides sorgt für einen deutlichen Anstieg des Meeresspiegels der Ozeane und bedroht damit kleine Inselstaaten existentiell. Die Staaten der Europäischen Union treten gemeinsam auf und verhandeln irgendwo zwischen den Extrempositionen - ähnlich übrigens wie Kanada.

Die beiden Demonstrationszüge bewegen sich auf einander zu. Foto: Paul Morf Gronert

In der hiesiegen Öffentlichkeit wird seit Beginn der Konferenz ausführlich über das Treffen selbst aber auch über Klimaschutzpolitik berichtet. Um wirksame Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu fordern, fanden bereits in den letzten Tagen mehrere kleine Aktionen statt. Eine Gruppe von Studierenden hielt beispielsweise vor dem Kongresszentrum eine symbolische Trauerfeier für den Nationalsport Eishockey ab, dessen Hitzetod für das Jahr 2020 vorhergesagt wurde. Die Tagungsteilnehmer bekamen von all dem nichts mit, halten sie sich doch von früh bis spät in den gut gesichterten Obergeschossen des Palais des Congrès - in klimatisierten Räumen natürlich.

Todesmaske 'Join me?'. Foto: Paul Morf Gronert

Auch die heutige große Demonstration endete bereits einen Block vom Konferenzort entfernt. Zum 'Globalen Marsch für das Klima' hatten Gewerkschaften und Umweltverbände aufgerufen. Die Veranstalter hatten mit 15.000 Teilnehmern gerechnet und sprachen am Ende von 40.000 Menschen, die gekommen waren, um zweieinhalb Stunden lang bei eisigem Wind und gelegentlichem Sonnenschein die Regierungen zum entschiedenen Handeln aufzufordern. Die Teilnehmer zogen in zwei Zügen aus Westen und Osten durch die Innenstadt und dann gemeinsam zur Abschlusskundgebung. Unter den zumeist jungen Teilnehmern waren auch viele Familien.

Sogar der quebecische und der kanadische Umweltminister sollen dabei gewesen sein. Letzterer, Stéphane Dion, ist zugleich Präsident der Klimakonferenz. Eine ganz wunderbare Trommelgruppe sorgte während des ganzen Umzugs mit brasilianischen Rhythmen für gute Stimmung. Am Ende war es für viele der durchgefrorenen Demonstranten wahrscheinlich schwer zu glauben, dass die globale Erwärumg tatsächlich schon Realität ist.


-> United Nations Framework Convention on Climate Change
-> Offizielle Konferenzseite des Gastgeberlandes
-> Alliance of Small Island States

Transparent 'Changements climatiques... La planète se rebelle. Agissons!'. Foto: Paul Morf Gronert

Überblick 6

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