Alltag und Identität _ Notizen aus Montréal   zuletzt   6   5   4   3   2   1 
Verkauf von Trommel beim Pow-Wow. Foto: Paul Morf Gronert

Kinderzelt beim Pow-Wow. Foto: Paul Morf Gronert

Regenzuflucht beim Pow-Wow. Foto: Paul Morf Gronert
Pow-Wow. [09.07.2005 pmg] Natürlich beginnt die kanadische, die nordamerkanische Geschichte nicht mit den Einwanderern und Eroberern aus Europa, seien es nun Engländer, Schotten, Iren, Franzosen oder auch Deutsche gewesen. Vor mehreren zigtausend Jahren kamen nomadischen Stämme aus Sibiren über die Behringstraße auf den amerikanischen Kontinent, siedelten hier oder zogen immer weiter Richtung Süden.
Im kalten Norden entwickelten die Inuit oder Eskimos eine der feindlichen Umwelt angepasste Lebensweise. Das Leben der indianischen Stämme änderte sich mit dem Eintreffen der Europäer radikal. Das Schicksal der indianischen Ureinwohner ist allgemein bekannt. Heute ist die soziale Situation der Ureinwohner meist schwierig, viele leben als eigene Gemeinschaft in Reservaten. Hier gelten zum Teil besondere rechtliche Regelungen. Genannt werden die Stämme offiziell "The First Nations" oder "Les Premières Nations".
In ganz Nordamerika finden das ganze Jahr über unzählige Treffen der Indianer statt, die Pow-Wows genannt werden. An diesem Wochenende hatte ich Gelegenheit das "Echoes of a Proud Nation Pow-Wow" in Kahnawake in der Nähe von Montréal zu besuchen. Wenn man in das Mohawk-Reservat fährt, sieht es eigentlich aus wie überall hier. Auffällig sind die zahlreichen Verkaufsstellen für Zigaretten, die es hier steuerfrei gibt. Es erinnert ein bisschen daran, wie es ist, wenn man in Frankfurt (Oder) die Stadtbrücke nach Slubice überquert. Das Herzstück des Pow-Wows bildet ein Platz mit Tribünen ringsrum, auf dem ein Tanz- und Gesangswettbewerb stattfindet. Fotografieren ist hierbei verboten. Die Trommelmusik wird live gespielt. Auf dem Festgelände befinden sich außerdem jede Menge Stände, an denen indianisches Kunsthandwerk verkauft wird.

Um sich selbst die indianische Geschichte dieses Landes zu verdeutlichen, und was von ihr übrig geblieben ist, ist es eine beeindruckende Veranstaltung. Und man spürt, dass es für die Menschen eine wichtige Möglichkeit ist, ihrer Identität Ausdruck zu verleihen. Aber daneben ist irgendwie auch eine seltsam-folkloristisch anmutende Show, bei der der Stolz immer wieder ausdrücklich betont wird. Leider hat es die ganze Zeit ohne Unterbrechung geregnet, was die Stimmung nicht gerade angeheizt hat.

Siehe auch
First Nations und Online-Casinos

-> Mohawk Council of Kahnawake
-> Pow-Wow-Kalender 2005
-> Tobacco-Road: Ein Beispiel in Slubice

Überblick 1

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