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First Nations. [20.07.2005 pmg] Die indianischen Ureinwohner Kanadas werden First Nations genannt und stellen etwa drei Prozent der kanadischen Bevölerkung. Nicht zu dieser Gruppe werden die Métis, die Inuit und die Inuvialuit gezählt. Diese drei Völker bilden mit den First Nations die Ureinwohner Kanadas (Aboriginal peoples).
Les Nations au Québec. Karte: Regierung von Canada, www.ainc-inac.gc.ca/qc/aqc/nat_f.html
Mit dem Eintreffen der ersten Europäer auf dem amerikanischen Kontinent änderte sich für die dort lebenden Völkern fast alles. Die Besiedelung durch die Kolonialisten brachte eine Welle von kriegerischen Handlungen über den Kontinent, oft nur vorübergehend unterbrochen von Friedensverträgen mit einzelnen der dort lebenden Stämme. Völkermord, Vertreibungen, Deportationen und Umsiedelungen, Tod durch eingeschleppte Krankheiten begleiteten die Inbesitznahme des Landes durch die Europäer.
Aber auch die neuen Herrscher Nordamerikas kämpften miteinander um die Macht bis sich schließlich 1759 die Engländer endgültig gegenüber den Franzosen durchsetzten.

In der "Royal Proclamation" wurden 1763 von der englischen Krone die indianischen Rechtsansprüche auf alle bis dahin nicht kolonisierten Gebiete anerkannt. In Fragen des Landbesitzes durfte ausschließlich die Krone, also indirekt die Regierung des Königreiches mit den Ureinwohnern verhandeln. In vielen Gebieten wurden Verträge abgeschlossen, in denen die Indianer ihren Anspruch auf ihr Land für einmalige Geldsummen oder Staatsrenten abtraten. Andere Gebiete wurden zu Reservaten erklärt, für die alleinige Nutzung durch die Ureinwohner, Jagd- und Fischrechte wurden vertraglich geregelt.
Das Verhältnis der Europäer zu den "First Nations" wurde durch diese Verträge entspannter und ermöglichte eine reibungslosere Erschließung des Landes.

Ein erstes "Indianer-Gesetz" (Indian Act) wurde in Kanada 1876 in Kraft gesetzt, dass die Verwaltung der in den Reservaten lebenden Indianer regelte.
Nach diesem Gesetz wurden die Indianer innerhalb ihrer Reservationsgrenzen als Minderheit anerkannt (bis 1960 ohne Staatsbürgerschaft und ohne Wahlrecht). Praktisch wurden die Indianer dem Department of Indian Affairs unterstellt, welches bevollmächtigt wurde, alles erforderliche zu tun, um die Indianer zu "zivilisieren" und in die weiße Gesellschaft zu integrieren.

Inzwischen ist das Recht auf Autonomie der First Nations ist in Absatz 35 der Verfassung Kanadas anerkannt und geschützt und der Status der Indianer und ihre Autonomie sind allgemein angekannt. Über viele Fragen wird aber weiterhin verhandelt. Zuletzt wurde der Indian Act 1985 neugefasst. Das Gesetz regelt u.a. die Einrichtung bzw. die Existenz von Reservaten und die Sonderrechte für die First Nations wie etwa die Befreiung von Bundes- und Provinzsteuern. Diese Rechte gelten für die im Indian Register gemeldeten Mitglieder der First Nations.
Der Eigentumsanspruch auf den Grund und Boden eines Reservats bezieht sich nach dem Indian Act immer auf eine Gruppe oder einen Stamm, nicht auf einzelne Personen. Daher ist es für die Bewohner der Reservate schwierig Immobilien als Sicherheiten für Kredite anzuführen.

Dieser Text enthält Passagen aus dem Artikel -> "Landrechte der Indianer in Kanada" von Imke Oncken.

Siehe auch Pow-Wow und Online-Casinos

-> Seite der kanadischen Regierung zu "Les Nations au Québec"
-> Das Portal der kanadischen Regierung zu den Ureinwohnern
-> Geschichte der nordamerikanischen Indianer, WDR-Fernseh-Sendereihe

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